Die europäischen Kreditinstitute müssen Abschreibungen aus der Schieflage Griechenlands verkraften. Da drohen durch Spanien und Italien die nächsten Belastungen.

Eine spanische Flagge mit Trauerflor: Staatsschulden ohne Ende? Quelle: AP
Frankfurt/LondonDie drastischen Kurseinbrüche für Staatsanleihen Italiens und Spaniens dürften die Bilanzen der europäischen Banken erneut belasten. "Die Schuldenkrise wird in den kommenden Monaten das beherrschende Thema für die Banken bleiben", sagte Stefan Best, Bankenexperte bei der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P), dem Handelsblatt. Die meisten Institute hätten nennenswerte Bestände an italienischen und spanischen Wertpapieren, weil diese in der Vergangenheit relativ hoch verzinst wurden und gleichzeitig als sehr liquide gelten.
Dabei sind die Bestände der Kreditinstitute an Staatsanleihen der beiden großen Länder im Süden Europas deutlich höher als die Engagements in Griechenland. Bestände, die zu Marktpreisen bewertet werden, müssen entsprechend nach unten korrigiert werden. Allerdings warnen die Fachleute auch davor, die Lage zu negativ zu sehen, denn Länderratings und Wirtschaftskraft von Spanien und Italien seien weitaus besser als im Falle Griechenlands.
Dabei sind die Bestände der Kreditinstitute an Staatsanleihen der beiden großen Länder im Süden Europas deutlich höher als die Engagements in Griechenland. Bestände, die zu Marktpreisen bewertet werden, müssen entsprechend nach unten korrigiert werden. Allerdings warnen die Fachleute auch davor, die Lage zu negativ zu sehen, denn Länderratings und Wirtschaftskraft von Spanien und Italien seien weitaus besser als im Falle Griechenlands.
Einzelne Stimmen warnen indes vor einer drastischen Verschärfung der Lage: Ben Funnell vom Londoner Hedge-Fonds GLG schließt zum Beispiel eine neue Bankenkrise in Europa nicht aus. Sollte sich die Schuldenkrise noch einmal zuspitzen und sollten die europäischen Politiker nicht entschlossen handeln, kämen auf die Geldhäuser im Extremfall Abschreibungen von 700 bis 800 Milliarden Euro zu, sagt er. Das wäre ohne neue staatliche Hilfsprogramme und weitere Verstaatlichungen für die Branche kaum zu verkraften.
Schon jetzt Spuren in den Bilanzen
In den in dieser Woche vorgelegten Bilanzen für das zweite Quartal hinterlassen zunächst die Rettungsmaßnahmen für Griechenland ihre Spuren. Bei der zweitgrößten französischen Bank, Société Générale, gefährden sie die Gewinnziele für 2012. Da das Privatkundengeschäft bei den Franzosen nicht gut lief, konnte die Bank die Abschreibungen für ihr Griechenland-Engagement schlechter verdauen als so mancher Rivale. Der Betriebsgewinn sank im zweiten Quartal um fast ein Drittel auf 747 Millionen Euro. Im zweiten Quartal sanken die Einnahmen um 2,6 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro. Anleger straften das Unternehmen umgehend ab: SocGen-Aktien verloren bis zum Nachmittag gut acht Prozent.
Firmenchef Frederic Oudea verwies in einer Erklärung als Begründung für den vorsichtigeren Ausblick auf ein "ungewisses Marktumfeld". Dennoch bezeichnete Oudea die Entwicklung der Bank als solide. "Ich bleibe zuversichtlich, was das stetige Wachstum unserer Ergebnisse angeht", sagte er.
Firmenchef Frederic Oudea verwies in einer Erklärung als Begründung für den vorsichtigeren Ausblick auf ein "ungewisses Marktumfeld". Dennoch bezeichnete Oudea die Entwicklung der Bank als solide. "Ich bleibe zuversichtlich, was das stetige Wachstum unserer Ergebnisse angeht", sagte er.
Für ihre Beteiligung am jüngst ausgehandelten neuen Rettungspaket für Griechenland, an dem sich die Banken beteiligen sollen, musste Société Générale eine Belastung von 395 Millionen Euro vor Steuern verbuchen. Dadurch stiegen die Rückstellungen für Kreditverluste im Vierteljahr um 17,3 Prozent auf 1,19 Milliarden Euro. Rivale BNP Paribas hat im Quartal etwa eine halbe Milliarde für Griechenland abgeschrieben.
Der Bestand an griechischen Staatspapieren sank von Ende Dezember 2010 bis zur Jahresmitte im Bankbuch von Société Générale um 600 Millionen Euro auf 1,6 Milliarden Euro, bei Italien schmolzen 200 Millionen auf 2,2 Milliarden ab. "Die Ergebnisse sind unter den Erwartungen - auch ohne Griechenland", sagte Analyst Alex Koagne von Natixis der Nachrichtenagentur Reuters.
Der Bestand an griechischen Staatspapieren sank von Ende Dezember 2010 bis zur Jahresmitte im Bankbuch von Société Générale um 600 Millionen Euro auf 1,6 Milliarden Euro, bei Italien schmolzen 200 Millionen auf 2,2 Milliarden ab. "Die Ergebnisse sind unter den Erwartungen - auch ohne Griechenland", sagte Analyst Alex Koagne von Natixis der Nachrichtenagentur Reuters.
Kredite an spanische Banken und Unternehmen bereiten Sorge
Die italienische Großbank Unicredit übertraf hingegen gestern mit ihrem Gewinn im zweiten Quartal die Erwartungen des Marktes deutlich - trotz der Belastungen aus der Umschuldung Griechenlands. Das Nettoergebnis lag bei 511 Millionen Euro. Analysten hatten nur 471 Millionen erwartet. Auf ihre Griechenland-Papiere schrieb die Muttergesellschaft der Münchener Hypo-Vereinsbank (HVB) 105 Millionen Euro ab. Die guten Zahlen der Italiener belohnten die Investoren mit einem Anstieg des in den vergangenen Wochen gebeutelten Aktienkurses.
Unter den britischen Geldhäusern hat dem neuen Stresstest der europäischen Bankenaufsicht Eba zufolge die Großbank Barclays bei einer Zuspitzung der Euro-Krise am meisten zu befürchten. In der Halbjahresbilanz beziffert Barclays den Wert der Staatsanleihen aus den hochverschuldeten Staaten auf rund 13 Milliarden Euro. Die größten Gefahren drohen den Briten in Italien und Spanien, wo sich die Anleihebestände auf insgesamt etwa 11,5 Milliarden Euro summieren.
Größere Sorgen als die Staatsanleihen bereitet den Analysten aber das Engagement von Barclays im spanischen Bankgeschäft. Allein die Hypothekenkredite summieren sich auf mehr als 18 Milliarden Euro. Hinzu kommen über neun Milliarden Euro an Darlehen, die die Briten an Unternehmen und Privatleute ausgereicht haben.
Größere Sorgen als die Staatsanleihen bereitet den Analysten aber das Engagement von Barclays im spanischen Bankgeschäft. Allein die Hypothekenkredite summieren sich auf mehr als 18 Milliarden Euro. Hinzu kommen über neun Milliarden Euro an Darlehen, die die Briten an Unternehmen und Privatleute ausgereicht haben.
Den Barclays-Konkurrenten Lloyds und Royal Bank of Scotland (RBS) macht dagegen vor allem ihr Irland-Geschäft zu schaffen. Die Analysten von Credit Suisse erwarten, dass die RBS-Tochter Ulster Bank in diesem Jahr einen Verlust von 1,1 Milliarden Pfund verbuchen wird - das wären 380 Millionen Pfund mehr als im Vorjahr.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen