/ Kühlen Kopf bewahren – das ist eine der wichtigsten
Eigenschaften eines Fondsmanagers und auch in der
Folge des Japan-Bebens unverzichtbar. /
Den Anlageexperten in der Frankfurter DWS Zentrale mögen in manchen Momenten andere Dinge durch den Kopf gehen. Doch gerade wenn Angst und minütliche Tickermeldungen die Märkte treiben, wie nach dem Erdbeben in Japan, ist rationales Kalkül professionelle Pflicht. Die internationalen Finanzmärkte reagierten erst verhalten, dann deutlicher, als das Ausmaß der Katastrophe sichtbar wurde. Die Situation an den Börsen wurde stetig unsicherer.
BESTANDSAUFNAHME
Gefragt waren in dieser Marktphase als sicher geltende US-Staats- und Bundesanleihen. Dagegen trennten sich Anleger von Aktien in ihren Depots: Weltweit sackten die Börsenindizes ab, binnen kurzer Zeit waren die Kursgewinne der ersten zehn Wochen des Jahres aufgezehrt. Zur Unterstützung der Märkte leitete die japanische Notenbank rasch 130 Milliarden Euro an Liquidität in das Finanzsystem. Die Börsenlage war zu Beginn der Naturkatastrophe so schwierig zu beurteilen wie die Situation rund um die havarierten Atomanlagen.
»Für unsere Fondsmanager stand Vorsicht an erster Stelle«, erklärt DWS-Chefstratege Asoka Wöhrmann. Das Risikosteuerung ist besonders wichtig. Da auch für die kommenden Tage stärkere Schwankungen zu erwarten waren, fuhren die Japan-Fonds die Aktienquote herunter und erhöhten die Barbestände. Damit sollte das Verlustrisiko abgefedert und die Flexibilität bei etwaigen Verkaufswünschen von Anlegern erhöht werden. Bei den Fonds-Immobilien der DWS in Japan folgte eine erste Entwarnung. Diese hatten das Erdbeben und den Tsunami unbeschadet überstanden. Aus wirtschaftlicher Sicht gab es keinen Anlass zum Zweifel an der Ertragsstärke und Werthaltigkeit der Objekte, auch die konsultierten externen Gutachter sahen keinen Grund für eine Neubewertung.
WEITERE AUSSICHTEN
Von einer langfristigen Beeinträchtigung der Weltwirtschaft ist kaum auszugehen. Japan steuert weniger als neun Prozent zur globalen Wertschöpfung bei. DWS-Aktienexperte Klaus Kaldemorgen urteilt: »Der psychologische Effekt könnte eine größere Dimension annehmen als der tatsächliche Produktionsausfall.« Wöhrmann pflichtet bei: »Wie zügig die Japaner mit den Folgen von Naturkatastrophen umzugehen wissen, zeigen uns die Erfahrungen nach dem Erdbeben im südjapanischen Kobe 1995.« Knapp 15 Monate später war das verarbeitende Gewerbe in Kobe wieder bei 98 Prozent der ursprünglichen Leistung angelangt, die schlimmsten Schäden waren beseitigt und die japanische Wirtschaft wuchs wieder kräftig. Analog dürften die anstehenden Wiederaufbauaktivitäten wie ein Konjunkturprogramm wirken und die Wirtschaftsleistung ankurbeln. Doch in Anbetracht der kaum zu fassenden menschlichen Tragik des Unglücks ist das im Moment der Katastrophe doch sehr nebensächlich.
MOMENTAUFNAHME: die ersten Marktreaktionen
Dem Kursrutsch folgte eine leichte Erholung an Japans Aktienmarkt. Auch die japanische Währung setzte zunächst ihren Höhenflug fort. Vor allem heimische Unternehmen, Banken und Versicherer holten Kapital aus dem Ausland zurück. Der hoch bewertete Yen belastet die Exporteure schon seit Längerem, macht er ihre Güter doch auf dem Weltmarkt weniger konkurrenzfähig. Erste wirkungsvolle Gegenmaßnahme: Die G7- Staaten griffen am Devisenmarkt ein, um den Anstieg des Yen gegenüber dem Dollar zu bremsen.
Quelle: DWS
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen