Wer in der Finanzwirtschaft die Konkurrenz überflügeln will, braucht besondere Qualitäten.
Hierzu zählen in Zeiten der Kostenreduzierung, der Standarisierung und der Optimierung der Geschäftsabläufe insbesondere auch Schnelligkeit und Flexibilität bei der Erneuerung der Kernbank-IT. Viele der derzeit noch im Einsatz befindlichen Systeme sind zu komplex und damit wenig effizient. Eine Modernisierung bis hin zum kompletten Austausch des Kernbankensystems ist zwingend erforderlich.
| Frank Thiele |
Um die Leistungsfähigkeit der IT-Systeme zu verbessern, haben Finanzdienstleiter in der Vergangenheit zwar durchaus Outsourcing- oder Kooperationsinitiativen forciert, viel zu selten wurde jedoch der Weg einer umfassenden Erneuerung der Kernbanksysteme beschritten. Und das, obwohl sich eine bankbetriebliche Optimierung mit selbst entwickelten IT-Anwendungen nicht erreichen lässt. Die bestehenden Kernbanksysteme sind oftmals über Jahrzehnte im Einsatz. Einst Differenzierungsmerkmal und Wettbewerbsvorteil, stellen die gealterten Systeme heute ein potenzielles Risiko dar – denn das für Betrieb
und Weiterentwicklung benötigte IT-Skillset verschwindet zunehmend vom Markt.
und Weiterentwicklung benötigte IT-Skillset verschwindet zunehmend vom Markt.
Finanzinstitute erleben eine erhebliche Zunahme regulatorischer Anforderungen (SOX, Basel II, MiFiD, SolvV etc.). Damit Banken ihre gesetzlichen Berichtspflichten umfassend, effizient und einheitlich erfüllen können, müssen ihre IT-Systeme entsprechend integriert sein. Die Komplexität bestehender Architekturen wird somit weiter erhöht.
Das alte Entwicklungsmodell hat hier operative Silos geschaffen. Die resultierende Komplexität führt zu enormen Betriebskosten, so dass ein erheblicher Teil der IT-Budgets nicht für die strategische Weiterentwicklung zur Verfügung steht. Die geringe Flexibilität der Systeme führt zusätzlich zu deutlichen Nachteilen im Time to Market: Eine schnelle Reaktion auf Kundenbedürfnisse ist damit nicht möglich. Gleichzeitig erfordert State-of-the-Art-Technologie massive Investments in Kompetenzen, die eher zu großen Softwareentwicklungsfirmen als zu Banken passen.
Entsprechend sind viele Häuser jahrzehntelang der vollständigen Erneuerung ihres Kernbanksystems aus dem Weg gegangen und haben in kurzfristige Lösungen oder hausgemachte Provisorien investiert. Eine wachsende Anzahl von Banken hat mittlerweile erkannt, dass sich der Erhalt dieser tradierten IT-Systeme unter Aufwands- und Risikogesichtspunkten nicht mehr lohnt. Viele Banken glauben, dass der Ersatz ihres Kernbanksystems ihnen maßgebliche Wettbewerbsvorteile verschaffen wird.
Umfassende Erneuerung der Altsysteme
Viele Banken betrachten die Weiterentwicklung ihrer selbst entwickelten Kernbanksysteme mittlerweile als eine Sackgasse. Danach befragt, ob sie umfassende Erneuerungen der Applikationslandschaft planten, antworteten daher drei Viertel, dass sie solche Initiativen unter Berücksichtigung von Standardlösungen planen oder bereits durchführen.
Die teilweise Erneuerung bestehender Kernbanksysteme führt jedoch zu keiner nachhaltigen Situationsverbesserung. Die Nachteile von Eigenentwicklungen bleiben prinzipiell bestehen und verschwinden im Rahmen eines vorübergehenden Verjüngungseffekts nur scheinbar – ein wirklicher Fortschritt wird nicht erreicht: Unveränderte Komplexität: Wegen der zahlreichen Schnittstellen und Datenmodelle kann die Komplexität nicht reduziert werden – die Kostensituation bleibt unverändert.
Neue Silos: Da in eine Eigenentwicklung nur eigenes Wissen einfließt, besteht das Risiko, ein neues nur größeres Silo zu bauen. Begrenzte Perspektive: Eigenentwicklungen sind meist auf den Heimatmarkt fokussiert. Skaleneffekte aus länderübergreifendem Einsatz bleiben ungenutzt.
Kritische Masse: IT- und bankspezifisches Know-how wird weiter benötigt, so dass Einsparpotenziale
nicht vollständig realisiert werden, oder es fehlt intern die notwendige Expertise. Standardpakete bilden strategische IT-Plattform für Erneuerung Die Kernbanksysteme haben sich bewährt und sind zu erprobten Suiten gereift, die alle Kernbankfunktionen vollständig abdecken. Entsprechend setzen Tier-1-Banken wie Barclays, BNP Paribas, Citigroup bei der Erneuerung zunehmend auf Standardlösungen.
Der Markt wird von potenten Lieferanten dominiert: Forrester Research identifiziert fünf Anbieter (SAP, Fiserv, i-flex = Oracle Financial Services, Infosys und Temenos), deren Produkte sich bei Reifegrad und Funktionsumfang deutlich von den Wettbewerbern absetzen. Risiken können damit einfacher transferiert werden. Insbesondere deutschen Privatbanken bieten sich hier erstmals Möglichkeiten, im Technologieplattformbereich transaktionsabhängige Kostenmodelle zu realisieren und die Kostenvorteile der
Sparkassen und Genossenschaften anzugreifen:
Kompetenz und Perspektive: Die etablierten Anbieter besitzen gewachsene, umfassende Branchen-,
Produkt- und IT-Kompetenz und verfügen über enorme Entwicklungsressourcen.
Verlässlichkeit: Alle Anbieter sind wirtschaftlich erfolgreich und bringen damit die finanzielle Basis für eine langjährige Partnerschaft mit. Strategische Plattform: Standardlösungen sind als strategische Plattform für den globalen Einsatz geeignet. Sie unterstützen Banken bei grenzüberschreitender Tätigkeit und ermöglichen die Ausnutzung von Skaleneffekten. Konvergierende Anforderungen: Die internationale Konvergenz regulatorischer Anforderungen macht länderspezifische Eigenentwicklungen zunehmend überflüssig. Der europäische Markt trägt durch die Harmonisierung von Bankprodukten und -services ebenfalls massiv dazu bei.
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Wer in der Finanzwirtschaft die Konkurrenz überflügeln will, braucht besondere Qualitäten. Hierzu zählen in Zeiten der Kostenreduzierung, der Standarisierung und der Optimierung der Geschäftsabläufe insbesondere auch Schnelligkeit und Flexibilität bei der Erneuerung der Kernbank IT.